Eigentlich wollte man doch eben nur mal sauber machen…
Jeder Morgen sieht bei uns auf dem Hof ähnlich aus: Voller Tatendrang starten wir den Tag. Zuerst wird gefüttert. Klar, denn an den vor Hunger blökenden Schafen kommt man sowieso kaum vorbei. Es ist ja nicht so, dass kiloweise Heu neben und unter den Raufen liegt, aber das ist ja nur was für den Wiederkäuer-Pöbel…
Motiviert wird der volle Heusack zu den Tieren gezogen, neuer Tag neues Glück sagt man ja. Auf dem Weg zur Heuraufe kommen einem die ersten Hindernisse entgegen: 80 Kilo-Schafe. Scheinbar schmeckt das Heu aus dem Sack viel besser, als wenn man es aus der dafür vorgesehenen Raufe frisst! Die im Sack hängenden schmatzenden Köpfe werden dann liebevoll raus manövriert, irgendwie ist es ja ganz süß, man muss grinsen und bahnt sich den Weg weiter. Hat man endlich die erste Raufe befüllt, könnte man theoretisch Ruhe erwarten, aber das Heu aus der zweiten und dritten Raufe steigt scheinbar exponentiell im Geschmack. Sind alle Teller gefüllt, kehrt vorerst Ruhe ein. Meistens. Manchmal scheinen aber ein paar unserer Tiere ganz besonderen Juckreiz zu haben und steuern schnurstracks die Beine an. Die Ziege Elfriede kann das besonders gut. Wie eine Katze schmiegt sie sich an die Beine und reibt sich, bis man sich endlich bückt. Ignoriert man sie, gibt es übrigens Gemecker. Und ignorieren fällt schwer, da Elfriede dezent mehr wiegt, als eine filigrane Katze… Ist man endlich fertig mit Heu auffüllen und hat den Weg unbeschadet wieder nach draußen geschafft, geht es ans Ausmisten. Mit allerhand Equipment muss man da also wieder rein…
Man könnte vermuten, dass Schafe und Ziegen als sogenannte Fluchttiere vor großem Gerät und Schubkarre Angst haben könnten… Ha! Von wegen. Neugier siegt. Denn auch so eine fein säuberlich abgestellte Schubkarre gibt einen prima Kratzbaum ab. Und rumliegen und wiederkäuen ist ja auch langweilig. Klar.
Also kehren wir fleißig und heben im Minutentakt die Schubkarre und Harken wieder auf. Kein Problem. Bis einer aus der Bande anfängt, Kuscheleinheiten zu fordern. Wer kann denn schon so süßen Tieren widerstehen? In der Sekunde, in der man sich dann kurz bückt und immerhin schon 3 Minuten ungestört kehren konnte, merkt man im Augenwinkel nur, wie man von allen Seiten belagert wird. Das Problem dabei ist, man hat ja nur 2 Hände. Und so kommt es vor, dass Benachteiligte sich den Weg zu einem freischubsen oder mal eine Klaue bettelnd auf dem Schoß landet. Also krault man weiter, immer schön abwechselnd, bis die Knie sich melden. Oder die Kollegin, weil man in der Versenkung zwischen den Wollbergen verschwunden und nicht auffindbar ist.
Irgendwann liegt die Mannschaft tatsächlich ruhend in der Gegend und man darf endlich weitermachen. Übrigens kehren wir um die Herrschaften drum herum. Ans Aufstehen denkt hier dann niemand. Später als geplant sind wir dann fertig mit sauber machen und dann folgen unterschiedlichste Arbeiten rund um die Baustelle Hof. „Das machen wir morgen.“ ist zu einem täglichen Leitsatz geworden…
Nachmittags wird die nächste Fütterung vorbereitet und es geht von vorne los. Vor Feierabend nehmen wir uns meistens nochmal Zeit für die Tiere und überlegen, was am nächsten Tag ansteht. Also theoretisch. Und während wir Kopf an Kopf mit Karl & Co kuscheln und Heu-Rülpser ins Gesicht kriegen, müssen wir lächeln. Denn wir sind froh, dass unsere Bande so toll geraten ist und lieben jeden von ihnen. Auch wenn sie Meister darin sind, uns die Zeit zu stehlen. Aber: Neuer Tag, neues Glück, oder?